Es gibt eine Sehnsucht nach einer Welt, die weniger schnellen Veränderungen unterworfen ist, die klarer ist, und weniger laut. Eine Welt in die man sich hineingeben kann und zur Ruhe kommt. Man wünscht sich eine Pause, in Zeiten von Verunsicherung. „Silent Piece“, eine in Echtzeit abgespielte Videosequenz, beschreibt einen solchen meditativen Ort. Die hohe Konzentration, die wir beim Ansehen aufbringen müssen bringt uns Ruhe, schafft einen Raum zur Kontemplation. Unbewegt, fast eingefroren wirkt der düstere, felsige Uferstreifen. Erst bei konzentriertem Hinsehen lässt sich im Bereich der Wasserspiegelung eine kaum wahrnehmbare Veränderung der Szenerie ausmachen. Wie aus dem Nichts heraus entstehen helle, räumliche Formen. Erzeugt werden diese vom Sonnenlicht, das punktuell auf das Ufer fällt. Der Lichtstrahl ist auch der einzige Indikator für den Ablauf der Zeit. Unendlich langsam, verändert sich ein fast abstrakt anmutende Kosmos, der nur schwer als eine reale Situation am Rande einer Wasserfläche identifiziert werden kann. Schnell fällt der Betrachter wieder zurück in die Illusion, die diese stille Projektion erzeugt.
Karen Irmer, geboren 1974 in Friedberg, studierte von 2000 bis 2007 an der Akademie der Bildenden Künste München bei Prof. Gerd Winner und Prof. Sean Scully. Sie arbeitet mit den Medien Fotografie und Video und hatte Ausstellungen in den Deichtorhallen Hamburg und der Kunsthalle Lothringer 13 in München. Irmer lehrte an der Hochschule der Bildenden Künste Braunschweig und der University of Fine Arts in Lincoln, Nebraska. Seit 2015 ist sie Mitglied der Deutschen Fotografischen Akademie und aktives Mitglied im künstlerischen Beirat.
english version
There is a longing for a world that is less subject to rapid change, that is clearer and less noisy. A world into which you can immerse yourself and come to rest. One wishes for a break in times of uncertainty. “Silent Piece”, a video sequence played in real time, describes such a meditative place. The high level of concentration we have to muster while watching it brings us calm, creates a space for contemplation. The gloomy, rocky shoreline appears motionless, almost frozen. Only when we concentrate on looking can we make out a barely perceptible change in the scenery in the area of the water reflection. Bright, three-dimensional shapes appear as if out of nowhere. These are created by the sunlight that falls on the bank at certain points. The ray of light is also the only indicator of the passage of time. Infinitely slowly, an almost abstract- looking cosmos changes, which is difficult to identify as a real situation on the edge of a water surface. The viewer quickly falls back into the illusion created by this silent projection.
Karen Irmer, born 1974 in Friedberg, studied from 2000 to 2007 at the Akademie der Bildenden Künste, Munich under Prof. Gerd Winner and Prof. Sean Scully. She works with the media of photography and video and has had exhibitions at the Deichtorhallen Hamburg and the Kunsthalle Lothringer 13 in Munich. Irmer has taught at the Hochschule der Bildenden Künste Braunschweig and the University of Fine Arts in Lincoln, Nebraska. She has been a member of the Deutsche Fotografische Akademie since 2015 and is an active member of the artistic advisory board.