Im Dezember 1948 gründeten die drei Künstler*innenvereine Münchener Secession e.V., Neue Gruppe e.V. und Münchener Künstlergenossenschaft e.V. die „Ausstellungsleitung München e.V.“. Ihr gleichnamiges Vorläufer-Gremium veranstaltete, allerdings noch nicht als eingetragener Verein, in Zusammenarbeit verschiedener großer Münchner Künstlervereine ab 1858 jährlich die auch als „Münchner Jahresausstellung“ bekannte Große Kunstausstellung im Münchner Glaspalast.

 

Um nach dem katastrophalen Brand am 6. Juni 1931 kurzfristig eine Ersatzausstellung im Bibliothekbau des Deutschen Museums zu organisieren, schlossen sich die an der Jurierung und Durchführung der Jahresausstellung maßgeblich beteiligten Künstlergruppen – Münchener Künstlergenossenschaft (MKG), Verein Bildender Künstler Münchens „Secession“ e.V. und Münchener Neue Secession – 1931 zur offiziell registrierten Körperschaft „Ausstellungsleitung München e.V.“ zusammen, die bis einschließlich 1944 die „Münchener Kunstausstellungen“ zunächst im Deutschen Museum, dann in der Neuen Pinakothek und schließlich im Maximilianeum ausrichtete, aber während des Nationalsozialismus (wohl 1941) aus dem Vereinsregister gelöscht wurde.

 

1946 rekonstituierten sich die während der NS-Diktatur aufgelösten Künstlervereine Münchener Künstlergenossenschaft und Münchener Secession. Hinzu kam als Neugründung die sich aus den Überresten der Juryfreien und der Neuen Secession zusammensetzende Neue Gruppe. Zwölf Vertreter dieser drei Vereine beschlossen Ende 1948 zusammen mit dem Direktor des Hauses der Kunst, Peter A. Ade, die Ausstellungsleitung München e.V. wiederzugründen. Ihr Ziel war laut Satzung, die Tradition der von den Künstler*innen selbst jurierten Münchner Jahresausstellungen wiederaufzunehmen und „die gemeinsame Arbeit wieder im Rahmen der Ausstellungsleitung e.V. zu leisten“, also durch Wiederherstellung der künstlerischen Selbstverwaltung den Künstler*innen erneut autonom organisierte, gemeinsame, jährliche Präsentationen zum Verkauf ihrer Werke zu ermöglichen.

 

Nach der Eintragung ins Vereinsregister nahm die Ausstellungsleitung ihre reguläre Arbeit Anfang 1949 wieder auf. Sie bestand aus je drei Vertretern der Künstlervereine, zu Anfang namentlich dem Vorsitzen- den Adolf Hartmann, Max Unold und Edgar Ende aus der Neuen Gruppe, Wolf Röhricht als Schatzmeister, Julius Diez und Günter Grassmann von der Münchener Secession, sowie als Schriftführer Carl Theodor Protzen, Eduard Aigner und Karl Blocherer seitens der Münchener Künstlergenossenschaft. Diez, Protzen und Unold waren bereits in den 1930/40er Jahren in der „alten“ Ausstellungsleitung tätig gewesen, so dass der Verein nicht „bei null“ anfing, sondern auf bestehende Netzwerke und die langjährige organisatorische Erfahrung professioneller Akteure zurückgreifen konnte.

 

Die Ausstellungsleitung München e.V. veranstaltete von 1949 bis 2011 jährlich die Große Münchner Kunstausstellung im Haus der Kunst und steht damit in der Nachfolge der Jahresausstellungen im Münchner Glaspalast. Bis Ende der 1980er Jahre veranstaltete der Verein zudem im Haus der Kunst zahlreiche renommierte Ausstellungen mit einem breiten Themenspektrum, die regelmäßig fünf-, bisweilen sogar sechsstellige Besucherzahlen anzogen und auf internationale Resonanz stießen. Auch die legendären Münchner Faschingsfeste mit von Künstler*innen gestalteten Dekorationen wurden bis einschließlich 1974 von der Ausstellungsleitung veranstaltet.

 

1962 benannte sich der Verein um in Ausstellungsleitung Haus der Kunst München e.V., 1996 in Ausstellungsleitung Große Kunstausstellung im Haus der Kunst München e.V. Er gab sich 2014 eine neue Satzung sowie die neue Bezeichnung Künstlerverbund im Haus der Kunst München e.V.

 

Der Verein, dem nun nicht mehr ausschließlich Vertreter*innen der drei Künstler*innenvereine Münchener Secession e.V., Neue Gruppe e.V. und Neue Münchener Künstlergenossenschaft e.V. angehören, führt in Nachfolge der Großen Münchner Kunstausstellungen im Haus der Kunst seit 2013 die Biennale der Künstler im Haus der Kunst mit einem veränderten Ausstellungskonzept durch. Der Künstlerverbund im Haus der Kunst ist als gemeinnützig anerkannt, ihm gehören ordentliche Mitglieder, beratende Mitglieder und Fördermitglieder an.

 

Der Künstlerverbund im Haus der Kunst e.V. ist im Besitz des umfangreichen Archivs der Ausstellungsleitung München e.V., das Schriftgut, Bildmaterialien und weitere Primärquellen seit 1949 enthält, aber auch Kataloge aus der Zeit der Glaspalast-Ausstellungen (1858 – 1931) sowie kleinere Quellenkonvolute aus der Zeit des Nationalsozialismus. Es steht Interessierten, Forscher*innen sowie der Stiftung Haus der Kunst München, gemeinnützige Betriebsgesellschaft mbH auf Anfrage zur Nutzung offen.

 

Julia Reich, 2024/2025