2. Biennale der Künstler im Haus der Kunst

Geheimnisse und Botschaften

 

Eröffnung
Fr | 07. August 2015 | 18:00 Uhr
Ausstellungsdauer
08. August – 27. September 2015
Veranstalter
Künstlerverbund im Haus der Kunst München
Ausstellungsort
Westflügel im Haus der Kunst
Öffnungszeiten
Mo | Di | Mi | Fr | Sa | So | 10:00 - 20:00 Uhr & Do | 10:00 - 22:00 Uhr

 

Künstler*innen
Kurt Benning, Burkard Blümlein, Heiner Blum, Monika Brandmeier, Albert Coers, Jiří David, Lucia Dellefant, Christoph Fikenscher, Sandra Filic, Ossi Fink, Felicitas Gerstner, Helga Griffiths, Rita Hensen, Fabian Hesse, Krištof Kintera, Maud Kotasová, Markus Krug, LABOR 45 (Barbara Herold, & Katrin Petroschkat), Eva Lammers, Albert Lohr, Patricia London Ante Paris, Edgar Lorenz, Michael Lukas, MXMLN, Herbert Nauderer, Maria & Neda Ploskow, Olaf Probst, Reality (Jiří David,, Jan Kadlec, Milan Salák), Berthold Reiss, Eva Ruhland, Pavel Schmidt, Vladimír Skrepl, Wolfgang Stehle, Margita Titlová–Ylovsky, Veronika Veit, Oliver Westerbarkey, Henk Wijnen, Georg Winter, u. a.
Kurator*innen
Pavel Zelechovsky (Hauptkurator), Joss Bachhofer, Zita Habarta, Albert Lohr, Michael Lukas, Maria Ploskow, Dieter Villinger

 

Begrüßung

Pavel Zelechovsky, Präsident des Künstlerverbundes im Haus der Kunst München und Hauptkurator der Ausstellung

Okwui Enwezor, Direktor des Haus der Kunst München

Milan Čoupek, Generalkonsul der Tschechischen Republik

Eröffnung
Dr. Ludwig Spaenle, Bayerischer Staatsminister für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst
Einführung
Prof. Dr. phil. Wolf-Dieter Enkelmann, Berlin
Schirmherrschaft
Horst Seehofer, Bayerischer Ministerpräsident

 


20.00 Uhr – Eingangsraum, Westflügel, Haus der Kunst

Patricia London Ante Paris, SULKY, eine partizipative Performance

Tanz: Katrin Schafitel und Brygida Ochaim

Musik: Jo Arneth


21.00 Uhr – Terrassensaal

Eva Ruhland, Pendulum, 2015

Tanzperformance mit Videoprojektion, 16:00 Min.

Choreographie: Johannes Härtl, München

Tänzer/Co-Choreographie: Antonia Cop, Marta Rak, Matteo Sacco

Musik: Günther Gessert (Linz/A) –

Kostüme: Eva Ruhland, Ekaterina Richard

Mit Dank an das Textil- und Industriemuseum Augsburg für die umfassende Unterstützung bei der Realisierung des Projekts.

 

 

 

Konzept

In einer zunehmend globalisierten Welt, deren einzige Kontinuität in der unablässigen Verflechtung von Diskontinuitäten steht, haben verbindliche Systeme und Zeichen, Symbole und allegorien längst ihren Gehalt als gesellschaftliche Übereinkunft eingebüßt.

 

Im Bewusstsein der verloren gegangenen Verbindlichkeiten generieren zeitgenössische Künstler in ihren Werken subjektive Codes und geheimnisvolle Chiffren, deren Lesarten vieldeutig und kontextbezogen sind, doch keinesfalls hermetisch.

 

Die Antwort auf die populäre Frage “Was will uns der Künstler mit seinem Werk sagen?” kann allein in der Sprache der Kunst erfolgen. Die Künstler selbst mögen dazu allenfalls Indizien anführen und gegebenenfalls neue Kunsttheoreme oder Kuratorenkonzepte füttern, sofern sich diese nicht längst verselbständigt haben.

 

Denn Kunstwerke sind nicht dazu gedacht, Lösungen zu bieten oder Fragen zu beantworten, sondern vielmehr dazu, existentielle, gesellschaftliche und philosophische Phänomene zu hinterfragen und zu transzendieren.

 

Es sind keine simplen Nachrichten, die auf einer minimalen gemeinsamen Schnittmenge der Verständigung von Sender und Empfänger beruhen, sondern offene komplexe Botschaften.

 

„…Kunstwerke sind Botschaften. Und da alle Botschafter Engel sind – durchaus Engelswerke. Doch ohne göttlichen Absender und gläubigen Adressaten werden die Engel zu Idioten, die ihre Botschaften im Nichts tragen. Dieses Schicksal teilen wir alle miteinander. Künstler ganz besonders. Sie verharren immer an der Schwelle zwischen Nicht-wissen-von-wem-losgeschickt und an wen abgesandt, zwischen Misstrauen und Vertrauen, Zögern und Wollen, Erinnern und Begehren. Dieser Zustand bringt sie in eine Lage, wo nichts mehr aus sich selbst heraus gesichert ist und wo das Verstehen immer um ein „Ja“ der Zustimmung bitten muss, damit die Gabe der Botschaft offene Augen und Ohren erreicht. Das Missverständnis ist dabei positiv immer miteingerechnet…“1

 

Ob individuelle Mythologien, epistemologische Metaphern, verstrickende Geheimnisse, rätselhafte Botschaften, verblüffende Perspektiven, Paradoxa, Verstörungen, Entlarvungen, Transformationen, Dekonstruktionen oder Atopien – das Angebot an Entdeckungen und Erkenntnissen ist bei konzentrierter Betrachtung überwältigend.

 

Nicht alles muss dabei begreifbar und schon gar nicht benennbar sein, denn Künstler erfinden per se etwas, was niemand zu brauchen scheint. aber gerade diese Nischen brauchen wir am meisten in unserer Definition des Menschseins.

 

Entsprechend der Offenheit der Kunstwerke erfolgt unsere offene Einladung des Publikums mit den Worten: „Jawohl, nehmt, was ihr wollt! (…) Macht Rhizome, und keine Wurzeln! Seid nicht eins oder viele, seid Vielheiten! Lasst euch keinen General entstehen! Macht Karten, keine Fotos oder Zeichnungen! Seid der rosarote Panther! Und mögen eure Lieben sein wie die Wespe und die Orchidee, wie die Katze und der Pavian!“2

 

Eva Ruhland, Oktober 2014

 

 

1 Auszug aus dem Text von Michael Hofstetter zu Pavel Zele©hovskys Intervention im Dachauer Wasserturm „Feuer im Wasserturm“, 09.11.2009

2 Gilles Deleuze, Félix Guattari, Rhizom